Auschwitz-Birkenau: Internationaler Gedenktag des NS-Genozid an Roma und Sinti
Die Nationalsozialisten verschleppten von März 1943 bis Juli 1944 23.000 Roma und Sinti aus elf Ländern Europas nach Auschwitz.
© kv-roma
74. Jahrestag der Auflösung „Zigeuner-Familienlager B II e“ im ehemaligen nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Anlässlich des 74. Jahrestages der Auflösung „Zigeuner-Familienlager B II e“ im ehemaligen nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gedachten am 2. August 2018 Roma und Sinti aus zahlreichen europäischen Staaten, Vertreter der Diplomatie, Politik und Kirche der von den Nationalsozialisten ermordeten Roma und Sinti. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden die letzten rund 3.000 noch lebenden Roma und Sinti auf Lastkraftwagen geladen, zu den Gaskammern gebracht und ermordet.
Der Kulturverein österreichischer Roma gedachte mit Obmann Christian Klippl, Geschäftsführer Andreas Sarközi und dessen Sohn Adrian der Holocaustopfer der Roma-Volksgruppe. Das offizielle Österreich war durch Botschafter Dr. Werner Almhofer und Generalskonsul Dipl.Ing. Andrzej Tombinski vertreten. Begleitet wurden die Diplomaten von der Vorsitzenden der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) Ministerialrätin Mag.a Martina Maschke und dem wissenschaftlichen Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Mag. Dr. Gerhard Baumgartner.
Unter den Gedenkteilnehmern zeigten vor allem zirka 250 Roma- und Nicht-Roma-Jugendliche des Internationalen Jugendnetzwerkes „ternYpe“ eine starke Präsenz. Unter ihnen befand sich auch eine neunköpfige Jugenddelegation aus Österreich.
Für die Überlebenden sprach die aus Würzburg stammende Holocaustüberlebende Rita Brigmore. Die Sintiza wurde mit ihrer Zwillingsschwester Rolanda am 3. März 1943 geboren. An Rita und Rolanda wurden nach ihrer Geburt medizinische Versuche im Rahmen der Zwillingsforschung vom damaligen Direktor der Universitätsklinik Würzburg, der gut bekannt mit Dr. Josef Mengele (Leitender Arzt des "Zigeunerfamlilienlagers") war, durchgeführt. Rolanda starb wenige Wochen nach der Geburt. Rita Brigmore leidet bis heute unter den Folgen. Ständige Kopfschmerzen, Ohnmachtsanfälle, Schwindelattacken und Konzentrationsstörungen begleiten sie ein Leben lang.
Rita Prigmore kämpfte nach 1945 gemeinsam mit ihrer Mutter um Wiedergutmachung und Entschädigung.
© kv-roma
Weitere Reden hielten: Roman Kwiatkowski, Vorsitzender des Verbandes der Roma in Polen, Dunja Mijatovic, Menschenrechtskommissarin des Europarates, Beate Klarsfeld, UNESCO-Sonderbotschafterin für Bildung über den Holocaust und die Verbindung von Völkermorden.
Das „Zigeuner-Familienlager BIIe“ in Auschwitz-Birkenau
Das im Lagerabschnitt BIIe errichtete „Zigeuner-Familienlager“ war das erste Lager, das im Bauabschnitt BII angelegt wurde. Aufgrund Himmlers sogenannten Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942 und den Ausführungsbestim-mungen des RSHA vom 29. Jänner 1943 zur Festnahme („Erfassung“) der auf dem Gebiet des Dritten Reiches sowie in den besetzten Ländern lebenden Roma und Sinti wurde am 26. Februar 1943 der erste Transport mit Roma und Sinti – Männer, Frauen und Kinder – aus Deutschland nach Auschwitz-Birkenau gebracht.
Druckversion Auschwitz-Birkenau: Internationaler Gedenktag des NS-Genozid an Roma und Sinti